Stadtführungen::Stadtrundgänge::Aktionen in DüsseldorfHistorischesZweiter Weltkrieg, Widerstand und VerfolgungEnde des 2. Weltkrieges - Kriegsende in Düsseldorf



Im Gegensatz zu den individuellen Verweigerungshaltungen gewannen längerfristig geplanten Aktionen wichtiger Gruppen wie die der antifaschistischen Kampforganisation und einen Personen- kreis um den Rechtsanwalt Dr. Karl Wiedenhofen ihre Wirksamkeit erst durch die Tatsache, daß die Grundlage ihres Handelns eine bedingungslose ideologische Ablehnung des Nationalsozialismus war.

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ich kann hier nur einen kurzen Abriß über diese Personengruppen geben, denn ich setze voraus, das viele von Euch diese Gruppierungen kennen oder von ihnen gehört haben.

Im Sommer 1944 trafen sich in Düsseldorf der Kaufmann Hermann Smeets mit seine beiden Freunden Otto Blumhoff und Willi Erkelenz. Smeets hegte eine tiefe Abneigung gegen den Nationalsozialismus. Zum einen stand er kommunistischen Ideen nahe, zum anderen war er mit dem Schwager eines Häftlings im KZ Buchenwald befreundet. Bald wurden solche Treffen und Besprechungen häufiger geführt.

Man traf sich, der Sicherheit wegen, an wechselnden Orten.

Im Laufe der Zeit stießen immer mehr Bürger hinzu, die meisten von ihnen waren Bilker Arbeiter und Handwerker und standen der Sozialdemokratie sowie der kommunistischen Partei nahe.

Bei diesen Treffen kristallisierte sich nach und nach ein Kern von zehn Männern heraus, die schließlich eine der wichtigsten Düsseldorfer Widerstandsgruppe bildeten.

Die Antifaschistische Kampforganisation , die Antifako, wie sie seit Januar 1945 genannt wurde.

Neben Smeets, Blumhoff und Erkelenz waren Peter Hupperts, Hermann Maaßen, Mathias Metzmacher, Willi Tewes, Helmut Walter, Hans van der Weiden und Ludwig Weingarten an der Gründung beteiligt. Sie bildeten das aktive Aktionskomitee!

Darüber hinaus konnte man sich auf rund 80 meist passive Sympathisanten, in der Hauptsache Freunde und Verwandte stützen.

Bald brachte die Gruppe eine Reihe von Flugblättern unter den Namen „Das Signal – Kampfblatt der Antifako„ in einer Auflagenhöhe von jeweils ein paar hundert Stück heraus.

In Düsseldorf verteilten sie die Schriften an verschiedene Orte, Verstreute sie unter Brücken, in Tunnels oder Lokalen. Oder man ging in ein Postamt und täuschte ein Nachschlagen im Telefonbuch vor und ließ einige Exemplare liegen.

Diese Aktionen wurden ungeachtet ihrer Gefährlichkeit ebenso durchgeführt wie das Verstecken von russischen Zwangsarbeiter in Kellern an der Völklinger- und Gladbacher-Str.

Ende März 1945 planten sie eine größere Aktion.

Um weiteres Blutvergießen zu verhindern und eine schnelle Einnahme der Stadt durch die Amerikaner zu erreichen, wollte man mit ihnen Verbindung aufnehmen.

Hermann Maaßen und ein befreundeter Wassersportler riskierten eine Fahrt mit einem Faltboot über den Rhein und nahmen Kontakt mit den Amerikaner auf und überreichten einen Brief an das Oberkommando der alliierten Streitkräfte.

Das der Brief übergeben wurde, erfuhren ihre Freunde durch den BBC London. Die Amerikaner warteten zunächst ab und unternahmen nichts weiter.

1945 arbeiteten neben der Antifako weitere Gruppen gegen das NS Regime. In Gerresheim trafen sich seit Jahren der Architekt Aloys Odenthal, Theodor Winkens und Rechtsanwalt Dr. Karl Müller.

1943 kam der Kontakt einer kleinen Gruppe von Düsseldorfern aus der Stadtmitte um den Rechtsanwalt Dr. Karl August Wiedenhofen zustande. Diese Gruppe hatte ihren Ursprung in den vertraulichen Gesprächen zwischen Wiedenhofen und den Schreinermeister

Ernst Klein. Zu den Gesprächen zog Klein hin und wieder den

Bäckermeister Josef Lauxtermann und den Malermeister Karl Kleppe hinzu.

Wiedenhofen hingegen führte seine Freunde Josef Knab und Dr. Müller in diese Runde ein. Durch die hinzunahme von Dr.Müller wurde die Verbindung mit den Gerresheimern Odentahl und Winkens hergestellt. In unregelmäßigen Abständen fanden sich die Männer in wechselnder Konstellationen an verschiedenen Orten zusammen und besprachen die Lage.

Die Alliierten hatten zwischenzeitlich die Umklammerung der Ruhr Städte vollzogen und zogen diese immer enger zusammen.

In Anbetracht der nahenden Front stellten die Mitglieder der Wiedenhofen-Gruppe bei einem Treffen im März weitergehende Überlegungen an, wie man die Stadt kampflos den Amerikanern übergeben könne.

Es setzte sich bei ihnen die Einsicht durch, daß man für ein derartiges Unternehmen eine bewaffnete Organisation brauche.

Josef Knab kannte einen Beamten, im Polizeipräsidium, der im Vorzimmer des Polizeioberstleutnant Franz Jürgens arbeitete.

Das erste Treffen zwischen der Gruppe und Jürgens fand am 14. April 1945 statt. In dieser Zeit war die Bereitschaft aller Beteiligten groß, sich aktiv gegen die Diktatur zu wenden.

Am 15. April sprach die Gruppe über die Vorgehensweise, wobei Lauxtermann vor allem auf die Verhaftung Florians drängte. Man war sich einig, daß die NS Führung abgesetzt werden müßte und mit Hilfe von Jürgens, so schnell wie möglich eine Aktion zur Rettung Düsseldorfs durchzuführen sei.

Müller verständigte noch am 15. April, Odenthal von dem Vorhaben und schlägt gleichzeitig Theodor Andresen als einen weiteren verläßlichen Partner vor.

Am Morgen des 16.April erläuterte Odenthal in seinem Büro, Andresen die Situation.

Um 11.00 Uhr erhielten sie von Jürgens den entscheidenden Anruf, daß unverzüglich gehandelt werden muß.

Um 13.00 Uhr trafen Wiedenhofen, Odenthal, Knab, Müller und Andresen im Polizeipräsidium ein. Nach einer kurzen Unterredung war man sich einig, die Stadt unter die Kontrolle der Gruppe zu bringen. Jürgens selbst sollte das Kommando über die Polizei übernehmen, während einige Männer zu den Amerikanern gehen sollten, um die Stadt kampflos zu Übergeben. Um auf dieser Weise weiteres Blutvergießen zu verhindern.

Für diese Aufgabe wurden Wiedenhofen und Odenthal ausgewählt.

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ich will es kurz machen, das Unternehmen was so gut angefangen hatte, wurde durch einige regimetreue Polizeioffiziere verraten.

Man hatte schlichtweg vergessen die Telefonzentrale zu besetzen. Jürgens, Kleppe Knab, Weill und Andresen wurden verhaftet.

Während in Düsseldorf die Aktion gescheitert war, befanden sich Wiedenhofen und Odenthal auf den Weg zu den amerikanischen Linien. Gegen 18.00 Uhr am 16.April näherten sich die beiden der amerikanischen Stellung.

Sie wurden von dort aus zu den Befehlshaber gebracht.

Noch am 16.April wurde Jürgens im Parkhotel, vom Standgericht im Beisein von Florian und General Model, zum Tode verurteilt und im Hof neben der Schule an der Färberstraße erschossen.

Das gleiche Schicksal ereilte in der Nacht zum 17. April auch Andresen, Knab, Weill und Kleppe, die von dem Standgericht in der Schule an der Färberstraße zu Tode verurteilt und im Licht von Taschenlampen an der gleichen Mauer wie Jürgens erschossen wurden.

Von den nächtlichen Erschießungen wußte Wiedenhofen und Odenthal nichts. Sie hofften noch immer, ihre Freunde mit einer schnellen Besetzung Düsseldorfs retten zu können.

Am Morgen des 17.April teilte man ihnen mit, daß die Einnahme der Stadt noch am gleichen Tag durchgeführt werden soll. Die beiden sollten sich persönlich daran beteiligen. Um 15.00 Uhr stiegen Odenthal und Wiedenhofen auf die ersten beiden Panzer, die die Spitze des Zuges nach Düsseldorf bildeten.

Am späten Nachmittag fuhr die Panzerspitze über Eller in die Stadt ein, zu größeren Gefechten ist es nicht gekommen. Im Gegenteil es hingen weiße Fahnen, Bettlaken und Tücher aus den Fenstern und viele Leute jubelten den US Soldaten zu.

Dieser Empfang war das Ergebnis einer Flugblattaktion der Antifako.

Sie wußten zwar nichts von der Existenz der Wiedenhofen Gruppe und deren Aktion. Sie hatten aber am 17.April mit dem Verteilen von kleinen Flugblättern, mit folgendem Aufruf, begonnen.

Die „ANTIFAKO„ ruft!

Die Amerikaner stehen am Rande unserer Stadt.

Weiße Fahnen heraus!

Verhindert jede Sabotage. Verhindert Provokationen und achtet

auf den Wehrwolf.

Das Aktionskomitee der „ANTIFAKO„

Gez. Walter Jordan

(Pseudonym von Hermann Smeets!)





Die Widerstandskämpfer hatten gehofft, die Kämpfe auf diese Weise zu beenden sie waren offen in Kolonnen auf Fahrrädern durch die Straßen gezogen und hatten einige tausend dieser Handzetteln verteilt.

Die Nationalsozialisten hatten zu diesem Zeitpunkt aufgegeben.

Sie waren aufgrund der nun vollkommen ausweglosen militärischen Lage und den Aktivitäten der oppositionellen Gruppen verunsichert.

Niemand hinderte die Antifako an ihrer Aktion, Florian hatte alle Parteiorgane aufgelöst. Viele Bürgerinnen und Bürger folgten die Aufforderung der Widerstandskämpfer und hießen die Besatzer willkommen.

Den amerikanischen Panzern folgten drei Männer mit Fahrrädern.

Es waren Smeets und zwei weitere Antifako Mitglieder, sie hatten die Kolonne bemerkt und folgte ihr über die Graf-Adolf-Str. Das Polizeipräsidium war weiträumig von US Soldaten umstellt, doch Smeets und seine Freunde kamen durch die Absperrung.

Ein Offizier sagte ihnen, daß ihm ihre Organisation bekannt sei.

Im Präsidium lernten sich Smeets, Wiedenhofen und Odenthal erst kennen.

Am Polizeipräsidium war kein Widerstand geleistet worden. Die Amerikaner besetzten Düsseldorf ohne Blutvergießen, alle Offiziere und Polizeimannschaften wurden in den Hof des Präsidiums befohlen. Unter ihnen war auch Polizeioberstleutnant Brumshage.

Ein amerikanischer Offizier fragte ihn nach Jürgens, er antwortete das dieser tot sei.

Wiedenhofen und Odenthal wollten wissen, wo ihre Freunde waren. Das wisse er nicht er antwortete Brumshage. Erst ein paar Tage später fanden die Mitglieder der Wiedenhofen Gruppe die fünf erschossenen. Sie waren an der Mauer ihrer Hinrichtungsstätte verscharrt worden.

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ich möchte hier meinen Vortrag beenden und mich für Euer geduldiges Zuhören herzlich bedanken.


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