Stadtführungen::Stadtrundgänge::Aktionen in DüsseldorfHistorischesZweiter Weltkrieg, Widerstand und VerfolgungEnde des 2. Weltkrieges - Kriegsende in Düsseldorf



So war es auch am 11.März 1945, wie eine Zeitzeugin berichtet!

Wie immer hatte sie und ihre Bekannten, den ganzen Tag im Gerresheimer Hochbunker an der Heyestraße verbracht. An jenem Tag schien es verhältnismäßig sicher zu sein, es hatte den ganzen Tag keinen Alarm gegeben.

Gegen 19.30 Uhr strömten mit einem Male viele Menschen aus dem Bunker. Wir lechzten nach frischer Luft und wollten mal nicht mehr den Ventilator hören der ständig summte. Meine Schulkameraden/innen standen schon draußen. Knapp 10 Minuten standen wir in der Gruppe, als der Beschuß von Oberkassel her einsetzte. In dieser Vorfrühlingsidylle brachen von einer Sekunde auf die andere die Granaten ein. Plötzlich gab es einen riesigen weißen Blitz, ein Krachen und dann nur noch Schreien und ein großes Durcheinander.

„Als ich erwachte, wurde mir bewußt, das mein rechtes Bein abgerissen war„. Ich stand kurz vor meinem 16. Geburtstag!

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ich will es bei dieser einen Schilderung lassen, denn hier zeigt sich doch die Sinnlosigkeit und Grausamkeit dieser Durchhalteparolen.

Auf Befehl von Florian und Walter wurde Düsseldorf mit Verteidigungsanlagen ausgestattet. An allen strategisch wichtigen Verkehrsknotenpunkten wurden Panzersperren errichtet.

Solche Sperren gab es im Zooviertel, am Ratinger Tor, an der Worringerstr. und an vielen anderen Orten zu sehen.

Die Düssel in Vennhausen und Eller wurden zu einem großen Panzergraben ausgebaut. Neben dem Volkssturm mußten Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter solche Maßnahmen durchführen.

Am 6.März 1945 wurden z.B. im Mickelner Feld bei Itter, Schützengräben für das Militär ausgehoben. Über hundert russische Frauen und Mädchen waren daran beteiligt. Durch die Unvorsichtigkeit des Einsatzleiters zog die Gruppe das Artilleriefeuer auf sich, dem zahlreiche Russinnen zum Opfer fielen.

In vielen Fällen gingen die Aufseher in Deckung, während die Ausländer ungeschützt ihre Arbeiten verrichten mußten.

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die Belagerung hatte außer Artilleriebeschuß, Versorgungszusammenbruch und Ausbau zur Festung, noch eine weitere Konsequenz. Der Terror der NS Diktatur in Düsseldorf wurde radikaler als zuvor.

Die Unterdrückungsinstanzen Gestapo, SS und auch die Wehrmacht funktionierten gut genug, um mit aller Kraft im März und April 1945 gegen die abbröckelnde Kriegsbereitschaft vorzugehen.

Es häuften sich die Fälle von Fahnenflucht unter den deutschen Soldaten.

Obwohl sie wußten, daß man hinter ihnen her war und ihnen die Todesstrafe drohte, waren sie nicht mehr bereit ihr Leben für einen verlorenen Krieg aufs Spiel zu setzen.

Die Wehrmachtsführung hatte seit der Besetzung Oberkassels registriert, daß sich viele Versprengte in der Stadt und in den Vororten aufhielten. Sie forderte im März, diese Wehrpflichtigen mehrmals auf, sich beim Wehrbezirkskommando in der Mühlenstr. 29 zu melden.

Sie drohten denjenigen der dieser Aufforderung nicht nachkommt und seine eventl. Helfern die Todesstrafe an.

Die wichtigsten Druckmittel des Regimes waren die Kriegs- und Standgerichtsbarkeit, die zunächst nur den soldatischen Ungehorsam ahnden sollte, aber gegen Ende des Krieges auch auf Zivilisten ausgeweitet wurde.

Gefürchtet waren neben den Standgerichten, die ihre Urteile in Düsseldorf vorwiegend im Polizeipräsidium und in der Schule an der Färberstraße verhängten, die willkürlichen Aktionen des Militärs, in deren Verlauf, Fahnenflüchtige und Verdächtige ohne Urteil erschossen wurden.

Ein bevorzugter Ort von Exekutionen war der Eller Forst.

Manchmal wurden sie aber auch mitten in der Stadt durchgeführt!

Die Heeresstreifen des Hauptmann Kaiser und Feldwebel Stender erwarben sich einen traurigen Ruhm bei der Verfolgung von Deserteuren.

Obwohl die Heeresstreifen keine Gerichtsbarkeit hatte, sie durften keine Todesurteile fällen oder vollstrecken, begingen diese Streifen zahlreiche Verbrechen und legten bei ihren Aktionen eine besondere Brutalität an den Tag!

Noch am 6.April 1945, sechs Tage vor den Einmarsch der Amerikaner in Düsseldorf, spürten sie zwei Deserteure auf, die sich bei der Frau Gores versteckt hatten. Frau Gores versicherte, nicht zu wissen, das die Männer fahnenflüchtig seien. Trotzdem wurde sie mitgenommen.

Einen Tag später fand man sie schwer verletzt im Eller Forst. Man hatte ihr einen Genickschuß versetzt, den sie aber mit durchschossenem Hals überlebte. Man brachte sie in die nahe gelegene Gastwirtschaft um sie zu versorgen.

Das Opfer konnte leider nicht mehr ins Krankenhaus gebracht werden, da sie kurze Zeit später durch Feldwebel Stender fortgeschafft wurde. Frau Gores wurde nie mehr wieder gesehen!

Ein weiteres Beispiel für den Fanatismus des NS Regimes und seine Mitläufer war die Ermordung des 72jährigen „Halbjuden„ Moritz Sommer am 15. April, zwei Tage vor der Besetzung der Stadt, die ihm das Leben gerettet hätten.

Den Krieg über hatte Sommer als Klempner gearbeitet und sich vor der Gestapo-Durchsuchungen erfolgreich versteckt. Am 14. April spürten ihn Stender und andere Mitglieder der Heeresstreife auf.

Am anderen Morgen wurde Moritz Sommer von den Insassen des Bunkers an der Kölnerstr. Gefunden. Man hatte ihn an einem Transformatorenhäuschen am Oberbilker Markt erhängt. Er trug ein Schild um den Hals, mit der Aufschrift:„Ich bin ein Volksverräter„. Der alte Mann war vor seiner Tötung brutal mißhandelt worden, sein Gesicht war zerschlagen!

Die Ermordung Sommers war das Letzte Verbrechen der Heeresstreife. Am 15.April wurde das Hauptquartier der Heeresstreifen in der Benderstr. 80 aufgelöst.

In den Wochen der Belagerung häuften sich die Widerstandshandlungen gegen das Regime und den Krieg.


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