Stadtführungen::Stadtrundgänge::Aktionen in DüsseldorfHistorischesZweiter Weltkrieg, Widerstand und VerfolgungEnde des 2. Weltkrieges - Kriegsende in Düsseldorf



Über einen Luftangriff will ich dennoch berichten, der für Düsseldorf einer der schwersten und verlustreichsten war.

Ich spreche vom „Pfingstangriff„ am 12. Juni 1943, den ich als 11Jähriger miterleben durfte.

Vielleicht sitzen hier einige in dieser Runde die sich an diesen Angriff erinnern können.

Die Unterlagen die ich darüber habe und die ich bekommen konnte, sagen übereinstimmend das gleiche aus.

In der Zeit von 1.15 Uhr bis 2.35 Uhr, d.h. in einem Zeitraum

von 80 Minuten, wurden fast 1200 Menschen getötet und über 2000 Verwundet!

Die Altstadt, Derendorf, die Stadtmitte und die Südstadt standen in Flammen. 3800 Gebäude wurden zerstört, 2600 Gebäude wurden beschädigt: u.a. das Schloß Jägerhof, die Tonhalle, der Malkasten, der Hauptbahnhof und 5 Krankenhäuser.

Es gab 10.000 obdachlose Familien mit ca. 29.000 Personen.

Die Gesamtzahl der Ausgebombten betrug 140.000 von denen die meisten bei Verwandten und Freunden einen Unterschlupf fanden.

Das Ausmaß des Schreckens, des Leides und der Verzweiflung übersteigt die Vorstellungskraft, derjenigen die diese Angriffe nicht miterlebt haben.

Der Erlebnisbericht des Chronisten der St. Suitbertus Kirche schilderte die damalige Zeit anschaulich:

Es gab fast keine ruhige Nacht; und wenn es einmal eine Nacht ruhig blieb, so erwartete man jeden Moment das Alarmzeichen.

Viele hielten ununterbrochen das Radio angestellt, wenn der Ticker
(das Geräusch eines Weckers) die Musik plötzlich unterbrach, fing das Hasten zum Bunker an.

Koffer, Taschen, Stühlchen wurden ergriffen und dann im Eilmarsch ab! – Nachts ein Rennen, Stoßen, nervöses Rufen – schon der schwächste Lichtschein einer Taschenlampe machte die vor Angst gescheuchte Menge wild.

In den Nächten, in denen man die Hand vor den Augen nicht sah

das Huschen der Scheinwerfer, das Brausen der schweren Motoren der Flugzeuge – das Brüllen der Flakbatterien.

Die Leute in den Luftschutzräumen rückten zueinander, zogen die Kinder fest an sich, sie verstopften sich vielfach die Ohren mit Watte oder sie banden sich das Kopftuch fester und erwarteten das Verhängnis.

Wurde es dann ruhiger und der erste brach das Schweigen des Todes mit den Worten: „Ich glaube es ist vorüber„ und man wagte

hinaufzugehen, dann bot sich ihnen ein grauenhaftes Bild,

„die brennende Stadt!„ Wohin man auch schaute ein Flammenmeer.

Die Sonne ging auf über Sodom und Gomorra!

Doch auch nach den Angriffen kamen die Menschen nicht zur Ruhe,besonders die nicht, die ihre Bleibe verloren hatten. Denn kaum hatten sie eine Unterschlupf, eine Wohnung oder dergl. Gefunden und sich halbwegs eingerichtet hatten, konnte es passieren, das bei einem der nächst folgenden Angriff wieder alles verloren ging.

Die Bomber flogen seit 1944 auch tagsüber, oft sogar ohne Jagdflugzeuge als Begleitschutz, denn die Alliierten beherrschten den Luftraum im Westen uneingeschränkt.

Nicht nur in der Luft waren die Alliierten den Deutschen überlegen.

Im Osten begann am 12.Januar 1945 der russische Großangriff auf Ostpreußen, Schlesien und Berlin und im Westen stießen die alliierten Truppen nach ihrer Landung in der Normandie am 6.Juni 1944 in Südfrankreich zügig vor.

Am 15.September 1944 standen sie vor den Toren Aachens und es begann eine einmonatige Kesselschlacht.

Nachdem Aachen am 21.Oktober 1944 als erste deutsche Stadt besetzt wurde, rückten die amerikanischen, britischen und kanadischen Einheiten weiter vor.

Die letzte deutsche Gegenoffensive im Dezember 1944, die sogenannte „Ardennen-Offensive„ bei der auf deutscher Seite sehr viele junge und ältere Menschen ihr Leben lassen mußten, verzögerte den alliierten Vormarsch nur für kurze Zeit.

Am 23.Januar 1945 konnten die amerikanischen Truppen die Rur überschreiten und das Niederrheingebiet vom Süden, die britischen und kanadischen Truppen vom Norden her angreifen.

Die schnelle Überschreitung des Rheines war das strategisches Ziel der alliierten Verbände.

Die Luftangriffe auf die Städte des Ruhrgebietes, insbesondere auf Düsseldorf wurden nun täglich durchgeführt.

Denn die Alliierten hielten das Ruhrgebiet für die „Waffenschmiede„ des Reiches. So glaubte z.B. Marschall Arthur Harris, Befehlshaber der britischen Luftflotte, daß der Krieg durch das Ausschalten dieser Region mit ihrer Kohle, Stahl- und Rüstungsproduktion wesentlich verkürzt werden könnte!

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die Sozialstruktur Düsseldorfs hatte sich infolge des Krieges und der Bombenangriffe stark verändert, die Zahl der in Düsseldorf lebenden nahmen stetig ab.

Die Einwohnerzahlen waren innerhalb von fünf Jahren von

542.133 = 1939

auf 292.730 = 1944

um fast die Hälfte gesunken!

Es waren seit der Machtübernahme 1933 alle 5052 Mitglieder

der jüdischen Gemeinde, fast alle Sinti und Roma sowie viele politisch Verfolgte geflohen, deportiert, oder ermordet worden.

Bis Ende 1944 waren rund 4400 Bürgerinnen und Bürger bei Bombenangriffe getötet worden. Hinzu kommen die Kriegstoten, die evakuierten Frauen und Kinder, die Frontsoldaten und die verlagerten deutsche Arbeitskräften.


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