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Die sich Bildende Kunst in Düsseldorf

Von gestochenen Bildnissen über die Schadow'sche Schule bis zur
neuen Düsseldorfer Galerie...
In den ersten Jahrhunderten des Bestehens als Stadt scheint Düsseldorf nicht der Ort größerer Kunstwerkstätten gewesen zu sein, wenn man z.B.die Kirchenausstattungen betrachtet, so waren diese meist von Künstlern ausserhalb von Düsseldorf geschaffen worden. Noch vor Mitte des 16. Jahrhunderts beginnt zur Zeit der Hofhaltung Wilhelms des Reichen ein zartes Pflänzchen künstlerischer Tätigkeiten zu wachsen. Um 1540 hatte Herzog Wilhelm Verbindungen zu Heinrich Aldegrever aus Soest, der ihm "ein Bildnis stach". Zur gleichen Zeit etwa schuf Hans Holbein d.J. im Auftrag des englischen Königs Heinrich der VIII.in Düsseldorf ein Bildnis von Anna, der Schwester des Herzogs. Von diesem Bild soll der König so entzückt gewesen sein, dass er sofort die Verlobung mit Anna vorantrieb, um so enttäuschter war er beim Anblick Annas "in persona".
Der am Habsburger Hof tätige Künstler J. Seisenberger hielt das Herzogpaar in einem "ganzfigurigen Bildnis" fest und für des Herzogs Grabmal in der Lambertuskirche wurde ein Kölner Künstler herangezogen. Von einer ersten Gattung "Bildnis-Malerei" spricht man z.B. im Zusammenhang mit dem niederländischen Meister Johann Maltain, der als Hofmaler unter Wilhelm dem Reichen und seines Nachfolgers, Johann Wilhelm I. wirkte.
Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg galt in der Nachfolge als besonders kunstverständiger Herzog in den Jülich-Bergischen Landen. Ihm wird eine freundschaftliche Beziehung mit Peter Paul Rubens zugeschrieben -- der Herzog soll Rubens in Spanien einmal das Leben gerettet haben.
Mancher Chronist wollte schon 1545 Düsseldorf als "Kunststadt" mit einer Malerschule sehen. Aber gegen andere bedeutende Kunststädte, die ja auch mehr als nur auf dem "Porträtfach" tätige Künstler aufbieten konnten, so z.B. "freigeschaffene Compositionen", konnte Düsseldorf es doch schwerlich aufnehmen.
Mit dem aus einer Düsseldorfer Malerfamilie stammenden Johann Spilberg wird ein allmählich anwachsender ungehinderter Kunstbetrieb in Düsseldorf spürbar.
Spilberg (1619--1690) ging auf Empfehlung Wolfgang Wilhelms auf Reisen nach Antwerpen
um bei Rubens zu lernen, dieser starb jedoch zuvor und Spilberg machte seine vollständige Ausbildung beim Rembrandtschüler Govaert Flinck in Amsterdam. Als Hofmaler wurde Spilberg vom Herzog wieder nach Düsseldorf zurückgerufen. Hier malte er zahlreiche Porträts, Historienbilder und auch Bilder für das Düsseldorfer Schloß. Spilbergs Tochter bevorzugte malereien in Öl, Kreide und Pastell, ihrer Vermählung mit dem Düsseldorfer Künstler Breckvelt folgte eine zweite Hochzeit, diesmal mit dem berühmten Landschaftsmaler Eglon van der Neer. Dieser brachte auch eine eigene familiäre kleine Kunstschule mit nach Düsseldorf. Wolfgang Wilhelm beschäftigte neben Spilberg einen Bildhauer namens Josef Werner II. und den "kunstschriftstellerisch" tätigen Joachim von Sandrart.
Mit der Übernahme der Regentschaft durch den Kurprinzen Johann Wilhelm II. (Jan Wellem) bekommt Düsseldorf eine nachhaltige Bedeutung als "Kunststadt". Seine Vorliebe zur Geburtsstadt Düsseldorf, seine regen künstlerischen und "kunstsammelnden" Tätigkeiten
verhalfen der Stadt zu einem bis dahin unbekannten künstlerischem Aufblühen. Mit seiner zweiten Ehe, mit Anna Maria Luisa von Toscana, reifte auch die Idee in ihm heran, eine umfangreiche Galerie aufzubauen, in der er alle seine Sammlungs-Schätze präsentieren konnte. Als weitgereister und von den Kunstschätzen an den europäischen Höfen stark beeindruckter Prinz, wollte er mit solch einer großen Sammlung natürlich auch das Ansehen seines Hofes heben. Nach dem Tode seines Vaters gelangte Jan Wellem zusätzlich auch in den Besitz von dessen Kunstsammlungen. Hier empfand er wohl auch ähnliche Begeisterung, Synmpathie unnd Verehrung z.B. für die gewaltigen Kunstwerke von Rubens, was ihn sicherlich auch noch mehr bestärkte eine solche Sammlung in seinem Schloß einzurichten.
Kostbare und berühmte Werke wurden von Jan Wellem, oft gegen den Willen der Räte, angeschafft, Gipsabdrücke wurden für eine Antikensammlung hergestellt. Bis Anfang des 19. jahrhunderts war die Düseldorfer Galerie das Ziel vieler kunstbegeisteter Persönlichkeiten der damaligen Zeitgeschichte. Raffael, Rembrandt, Dürer oder Rubens bildeten den Grundstock für die neben Dresden und Rom wohl beliebteste Kunststätte Europas. 1710 wurde eigens dafür ein Gebäudeflügel eingerichtet.
Neben der Sammelleidenschaft entwicklete das Fürstenpaar auch eine Art "Wetteifern um die Berufung berühmter Meister und Künstler" nach dem Düsseldorfer Hofe.
Medaillenschneider, Stukkateure, Juweliere oder Kunstschreiner waren für Jan Wellem am Schloß tätig, sein Hofmaler hieß Frans Douven. Hofbildhauer Grupello hat sich mit dem Reiterdenkmal noch zu Lebzeiten Jan Wellems in die Herzen der Düsseldorfer gearbeitet. Für den Kurfürsten abreiteten auch noch einige niederländische Künstler, die mit Genres wie Jagdbilder, Sittenbilder oder Blumen die Vielfalt der Kunst-Darstellungen erweiterten. Die bevölkerung konnte sich diese Künstler nicht lleisten und somit war die Kunst mehr höfisch bestimmt, als dass hier ein Kunst- Schulbetrieb möglich gewesen wäre...
Die Wende hierzu kam mit der Zeichenschule unter Lambert Krahe (1756), die von Carl Theodor
zur Kunstakademie erhoben wurde. Malerei, Architektur und Bildhauerei waren die Fakultäten.
Lehraufträge hatten z.B. Pigage, Lespilliez oder Mannlich. Meistens kamen die Schüler schon alleine nur wegen der Galerie hierher.Mit Krahes Nachfolger J.P.Langer (1790) und dessen Beziehung zu Goethe kann man Anfangserfolge der Akademie bei den Weimarer Kunstwettbewerben festmachen.
Kriegerische Unruhen im lande verhinderten einen Ausbau der Akademie und die Galerie wurde vor Französischen Truppen in Sicherheit gebracht, 1801 war sie noch einmal kurz in Düsseldorf aber 1805 wurde sie endgültig vor den Franzosen und auch Preußen nach München verbracht.
Die Düsseldorfer beklagen heute noch, dass sie dort unwiederbringbar den Grundstock der Alten Pinakothek bildet. Kaiser Wilhelm I. entschied sich 1871 dazu, dass die Galerie in München bleibt.
Die Antikensammlung war schon nach Mannheim 1742 von Kurfürst Karl Philipp geholt worden.
Nun verließ auch Langer Düsseldorf. Ein spärlicher Betrieb wurde aufrechterhalten, der dann durch die preußische Regierung als "Königliche Kunstakademie" 1816 gegründet wurde. Peter von Cornelius, noch an der alten Akademie ausgebildet, wurde 1819 zum Direktor der Akademie berufen. Arbeiten, bzw. wie es auch genannt wurde "Ausmalungen" in München oder auch in Bonn machten so manchen Akademie-Künstler zu einem "Zugvogel", durch dessen Schaffen auch wieder die Düsseldorfer Kunst-Institution sich einen Namen machte. Nach dem Weggang von Cornelius
nach München gab es nur kurz einen Stllstand, der bald mit der Leitungsübernahme von Wilhelm von Schadow 1926 beendet wurde. Spätestens jetzt war die "Düsseldorfer Schule" ein Markenzeichen für Düsseldorf als Kunststadt. Der Immermannkreis mit Leseabenden für Akademieschüler trug dazu bei, dass sich in den werken der Künstler auch die Bereiche Theater und Literatur wiederfanden.
1829 gründete sich der "Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen". Mit einigen Namen waren auch immer ganz spezielle Inhalte der Kunstwerke verbunden. Mit Schadow die "biblische Malerei", die "Geschichtsmalerei" verband man mit Rethel, Historien- oder landschaftsmalerei schrieb man K.F.Lessing zu. Für Schlachtenbilder wurde Camphausen genannt. Naturalisten unter den Porträtmalern waren Sohn oder Hildebrandt.
Dem Humoristisch-Satirischen Stil ordente man Schrödter zu. Das häusliche Kleinleben mit bürgerlichen und bäuerlichen Szenen war das Fachgebiet von Knaus. Schirmer stand für Historisch-Stylistisches und die Brüder A. und O. Achenbach nahmen sich der naturalistischen Lanschaftsmalerei an.
Kupferstecher gab es mit zahlreichen Schülern und dem Leiter Joseph Keller. Das bislang idyllische Zusammenleben an der Akademie wurde durch viele Ereignisse in Düsseldorf aufgeweicht und schon bald suchte sich eine freie Kunstlergemeinschaft ein Domizil, das
im Revolutionsjahr 1848 seine Gründung im Malkasten fand.
"Düsseldorfer Malerschule" und "Düsseldorfer Kunstakademie" waren so nicht mehr unbedingt dasselbe. Als Entschädigung für die verlorengegangene Galerie überwies die Preußische Regierung
eine Summe "zur Erbauung einer neuen Kunsthalle, dass in ihr der städtischen Gallerie eine würdige Aufnahme bereitet wurde." Eine weitere positivere Verbesserung auf dem Sektor der Kunst
war 1862 die Einrichtung einer Bildhauerklasse an der Akademie. Es folgten Lehrstühle für Anatomie, Kunstgeschichte und Literatur. Eine Professur der Genremalerei wurde ebenfalls eingerichtet...Mit der Erreichung der Großstadtgrenze von 100.000 Einwohnern hatte Düsseldorf nun wohl auch den Status einer "Kunstmetropole" erreicht. Auch wenn Schadows Kunstvorstellungen als ein wenig überholt galten so waren doch die Leistungen seiner Schule für Europa und auch Übersee von großer bedeutung und wirkten in den Werken so vieler Künstler nach, die auch nur kurz an der Akademie lernten. 1872 brannte es im Schloß am Burgplatz und für den abgebrannten Akademieteil errichtete man das neue Akademiegebäude, das heute noch an der Brückenauffahrt der Oberkasseler Brücke steht. Mit Künstlern wie Klee oder Campendonk war auch der Anschluß Düsseldorfs an die moderne Kunst geschafft. 1928 gab es auch wieder eine neue Düsseldorfer Galerie, die als die Städtischen Kunstsammlungen, heute K20 und K21 bekannt wurde.

Thomas Bernhardt, Sept. 2004




















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