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Friedrich Tamms

Der Herr der Brücken

Friedrich Tamms wurde am 4.11.1904 in Schwerin geboren. Er studierte in München und später in Berlin Architektur und war schon bald in Berlin tätig – auch im politischen Sinne, da er seine Karriere unter der NSDAP begonnen hatte und im Dienste der Nationalsozialisten gemeinsam mit seinem Freund Albert Speer tätig war.
Nach Ende seines Studiums war er am 1929 im Berliner Brückenbauamt angestellt, die Brücken werden eine seiner architektonischen Leidenschaften bleiben, der er vor allem in Düsseldorf frönt, wo er gleich drei Brücken und Hochstrassen im Stadtgebiet kreiert hat.
1934 ist er bei Albert Speer beschäftigt, der seinen ersten großen Auftrag ausführt: den Bau der Reichskanzlei. Durch Vermittlung von Paul Bonatz wird Tamms noch 1934 für die Gestaltung der Brücken und der neuen Reichsautobahn angestellt. Im Zuge dessen wird er 1935 zusammen mit diesem zum beratenden Architekten beim Bau der Autobahn ernannt und in dieser Funktion Verantwortlicher für Brücken und Hochbauten.
Gleichzeitig wirkt Tamms in dem Team von Speer zur Unterstützung des Baus von „Germania“ (dies sollte die künftige Reichshauptstadt werden).
Auch während des Zweiten Weltkrieges ist er als Architekt für Hitler tätig und wird mit verschiedenen Aufträgen betraut. Einerseits baut er militärische Stützpunkte und ist gleichzeitig dafür zuständig zerbombten Städte wiederaufzubauen.
1942 wird er durch Hitler zum Professor für Hochbauten der TH Berlin ernannt – ein Titel an dem er zeitlebens festhält.
1947 wird er nach Düsseldorf berufen und übernimmt im April 1948 das Amt des Leiters für den Wiederaufbau und erstellt in den folgenden zwei Jahren einen Aufbauplan, der 1952 durch das Wiederaufbaugesetz legitimiert wird. Tamms ist bi 1969 der oberste Düsseldorfer Stadtplaner.
Düsseldorf war nach dem Krieg zu 85% zerstört und benötigte dringend Wohnraum. Zu diesem Zweck wurden zwischen 1949 und 1959 97000 neue Häuser und 320000 neue Wohnungen gebaut. Im Süden der Stadt entsteht die Trabantenstadt Garath, in der fortan 28000 Menschen leben können. Die Bautätigkeiten hierfür brauchten eine strenge Planung, da Düsseldorf aufgrund des starken Zuzugs mehr Wohnraum benötigte, als in der Vorkriegszeit. Dies kollidierte mit dem Flächennutzungsplan Tamms, der eine Stadt von höchstens 800000 EinwohnerInnen vorsah.
Doch die BürgerInnen standen nie in Tamms zentralem Interesse und so wurde die Verkehrsgestaltung Kernstück seiner Planung. Seine Planung diesbezüglich stand im Kreuzfeuer der Kritik, speziell die starren Fluchtlinien der straßenbegleitenden Bebauung, ein Gegenplan findet hingegen keine Berücksichtigung.
Tamms pflegte seine Beziehung aus der Hitler–Zeit und es entfachte der „Düsseldorfer Architekturstreit“, weil ein ehemaliger Architekt der DAF als Leiter des Düsseldorfer Hochbauamtes berufen wird.
Viele Straßen erhalten unter Tamms Stadtplanung ein völlig neues Gesicht. Aus der Immermannstraße wurde eine breit angelegte stark befahrene Hauptverkehrsstraße, es entstehen zahlreiche Hochhäuser und Brücken. Eine Neuerung Tamms ist der „Tausendfüßler“ und hierbei kommt es zu großen Protesten und auch heute gibt es Stimmen, die aufgrund der Tammschen Planung das Verkehrschaos innerhalb der Innenstadt begründen.
An entstandenen Hochhäusern sind zu nennen: Die Provinzialversicherungsanstalt an der FriedrichstraßeDas 55m hohe Dommel–Haus an der Immermannstraße, Landesregierung an der Haroldstraße, Mannesmannhaus am Rheinufer, Später das Thyssenhochhaus, das als Wahrzeichen der aufstrebenden Industriestadt Düsseldorf gesehen wird
Besondere Beachtung findet auch die Brückenplanung Tamms. Er plante durch drei ähnliche Schrägseilbrücken die Düsseldorf und Oberkassel miteinander verbinden und zu den Höhepunkten modernen Brückenbaus in Deutschland zählen.

Rheinkniebrücke:

Sie verbindet den Stadtkern mit den nordwestlich auf der anderen Rheinseite gelegenen Stadtteilen und verdankt ihren Namen dem starken Knick den der Rhein an dieser Stelle macht. Von Tamms in Auftrag gegeben, wurde sie von Fritz Leonhard 1943 – 1954 entworfen und konstruiert und 1967 – 1969 gebaut.
Diese reine Stahlkonstruktion ist eine asymmetrische Schrägseilbrücke in Harfenform.

Theodor Heuss Brücke:

Diese 1957 fertig gestellte Brücke verbindet die nördlichen Stadtteile Düsseldorfs miteinander. Ebenfalls wurde sie von Tamms entworfen und von Leonhardt konstruiert. Sie ist eine Schrägseilbrücke in Harfenform.
Die Anforderungen Tamms lauteten, dass sie „zart und leicht, dünn und ätherisch, sich unterordnend und nicht großmächtig sich behauptend“ sein sollte. Tamms wünschte die Harfenform, damit sich die Seile nicht überschneiden und ein symmetrischer Anblick gewährleistet sein konnte und in keinem Sichtwinkel Überschneidungen auftauchten.

Oberkasseler Brücke:
Diese vierspurige Brücke im Norden Düsseldorfs wurde 1969 – 1973 gebaut. Architekt war dieses mal Tamms. Auch sie ist eine typische Schrägseilbrücke, dieses Mal allerdings mit nur einem Pylon.

Nachdem Tamms 1969 aus seinem Amt der Stadtplanung ausschied, entwarf er für die Fußball WM 1974 das Rheinstadion.

1980 verstirbt Tamms in Düsseldorf. Er ist Ehrenbürger der Landeshauptstadt.

Text und Recherche: Johanna Zigan, 2005