Der Anfang vom Ende des Krieges



Unzureichend vorbereitet und schlecht bewaffnet, wurden viele Jugendliche und alte Männer, im Kampf gegen die routinierten und überlegenen alliierten Verbände getötet!

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seit Februar war in Düsseldorf das Schießen der Artillerie zu hören.

Die Alliierten waren nach der Rur - Überschreitung am 23. Februar 1945 in Richtung Rhein vorgerückt.

Nahziele waren die Städte Mönchengladbach, Krefeld, Neuss und das umliegende Land. Das Hauptziel war die Einnahme der Rheinbrücken, über die der weitere Vorstoß in das innere Deutschland erfolgen sollte.

Daher waren auch die Düsseldorfer Brücken von strategischem Wert für die Alliierten.

Die Südbrücke und die Hammer Eisenbahnbrücke als Verbindung zwischen Neuss und Düsseldorf, und die Oberkasseler Brücke die den linksrheinischen Stadtteil Oberkassel mit dem rechtsrheinischen Düsseldorf verband.

Je näher sich die Front auf die Stadt zubewegte, desto häufiger mußte sich die Bevölkerung auf Tieffliegerangriffe einstellen, die den Vormarsch der alliierten Bodentruppen unterstützten.

Die Jagdbomber stürzten auf Düsseldorf herab und schossen auf alles was sich bewegte. Ob Fahrradfahrer, Fußgänger, Fahrzeuge oder Züge, alles wurde unter Beschuß genommen.

Ein Zeitzeuge, damals noch Schüler, erinnerte sich an einen Tieffliegerangriff der ihn beim Spielen mit zwei anderen Jungen überraschte:

Es ging so schnell, daß ich mich noch schnell in ein Erdloch duckte, aber mit dem Gesicht nach oben. Ich hörte das Schießen der Bordwaffen, sah den Jagdbomber im Sturzflug über mir und wie er eine Bombe ausklinkte.

Die anschließende Detonation kam aus der Richtung unseres Hauses, das aber noch unversehrt zu sehen war. Die Bombe war ca. 200 m weiter in den Garten Urdenbacher Acker 10 eingeschlagen. Ein Mädchen, was gerade im Garten war, wurde dabei furchtbar zerstückelt.

Am 1.März 1945 standen die Amerikaner vor Neuss. Die Einnahme dieser Stadt war für sie keine Schwierigkeit, sie wurde noch in der folgenden Nacht besetzt.

Doch das Hauptziel, die Sicherung der Rheinübergänge in diesem Raum, verfehlten sie. Die deutsche Wehrmacht sprengten die Südbrücke und auch die Hammer Eisenbahnbrücke vor der Ankunft der amerikanischen Verbände. Nun war nur noch die Oberkasseler Brücke intakt.

Die Besetzung Oberkassels am 3.März 1945 lief Verhältnismäßig reibungslos ab. Die Aufklärung der Wehrmacht meldete gegen vier Uhr morgens die Ankunft von US Truppen im Südwestteil Oberkassels. Auf deutscher Seite standen rund 200 - 300 Soldaten, die durch Polizisten und unerfahrenen Angehörige des Volkssturmes verstärkt wurden.

Laut Divisionskommandeur Ewert ist die Verteidigung Oberkassels kaum koordiniert gewesen.

Viele Barrikaden und Panzersperren blieben unbesetzt, weil Soldaten und Volkssturmmitglieder ihre Waffen weggeworfen und geflüchtet waren.

Ewert gab daher seine Soldaten um 5 Uhr den Befehl, sich über die Oberkasseler Brücke zurück zu ziehen.

Gegen 9.30 Uhr sprengte die Wehrmacht auch diese Brücke, bevor die Amerikaner sie einnehmen konnte. Damit war die letzte Verbindung zwischen den beiden Rheinufern im Raume Neuss und Düsseldorf zerstört.

In den Tagen zuvor hatte ein heilloses Durcheinander in Düsseldorf geherrscht. Über die noch intakte Brücke waren Flüchtlinge in die Stadt geströmt, große Teile der linksrheinischen Zivilbevölkerung waren mit allem geflohen, was sie tragen konnten.

Militärlastwagen und Kolonnen von deutschen Soldaten hatten sich auf den Rückzug befunden. Ein Troß hoher NSDAP Mitglieder hatten die Orte und Stadtteile verlassen, die kurz vor der Einnahme standen. Zwangsarbeiter waren von der SA in das rechtsrheinische Düsseldorf getrieben worden.

Schon am 28. Februar 1945 hatte die amerikanische schwere Artillerie ab 19.00 Uhr die Südbrücke beschossen und eine Stunde später waren die ersten Granaten in Oberbilk eingeschlagen.

Am 1. März war der Düsseldorfer Hauptbahnhof getroffen worden.

Am Abend des 2. März meldete der Londoner Rundfunk: „Düsseldorf liegt unter Beschuß„.

Düsseldorf war zur Frontstadt geworden, der Rhein die Hauptkampflinie!

Einen Tag nach der Einnahme Oberkassels, wandte sich Florian mit einem Aufruf an die Bewohner seines Gaues.

Die Überschrift lautete, ganz im Sinne der deutschen Kriegstaktik:

„Am Rhein pflanzen wir die Fahne des Widerstandes auf!

„Für unseren vom Kriege hart getroffenen Gau ist nun die Zeit der schwersten Belastungsprobe gekommen. Der Feind steht am Rhein. Wir, meine Volksgenossen, haben nunmehr im buchstäblichen Sinne des Wortes die Wacht am Rhein zu halten. Deutschland, unser aus schweren Wunden blutendes, mit äußerster Kraft um sein Dasein ringendes Vaterland, schaut auf uns. Wir wollen und werden uns durch die erneut wachsende Bedrohung und Belastung dieser Zeit nicht unserem Vertrauen auf den Führer in unserer Härte, unserer Standhaftigkeit und Disziplin berühren lassen. Der deutscheste aller Ströme soll uns halten, Deutschland zu schützen. Wir wollen an seinen Ufern die Fahne des Widerstandes aufpflanzen und unbeeinflußt vom Geschwätz und Gejammer der schwachen unseren fanatischen Kampf für die Erhaltung des Reiches und Sicherung unserer nationalen und sozialistischen Volksgemeinschaft fortführen.„ Florian, Gauleiter.

Die Zivilisten auf beiden Rheinseiten waren die Opfer dieser Haltung. Denn nach der Einnahme Oberkassels gerieten sie in das Kreuzfeuer der Artillerieduelle.

Bereits am 4. März 1945 - an dem gleichen Tag, an dem Florian seinen Aufruf veröffentlichte - starben 40 Zivilisten. Bis zum April stieg die Zahl, der „durch Feindeinwirkung„ getöteten auf insgesamt 1037.

Die Ziele der amerikanische Artillerie waren vor allem die Gas-,Wasser- und Elektrizitätswerke sowie die deutschen Geschützstellungen. Diese lagen zum Beispiel in Lohausen am Heideweg, im Rheinpark an der Stadtgärtnerei, am Reiterstadion und im Grafenberger Wald. Ihre Kanoniere, die kaum eine Chance gegen die Amerikaner hatten, trafen meist Häuser in Oberkassel, da sich beide Seiten nicht scheuten, ihre Stellungen im Schutz von Wohngebieten zu errichten.

Die Folge war, daß viele Menschen ihre gesamte Zeit in den überfüllten Bunkern und Kellern verbringen mußten. Der Beschuß setzte meist vollkommen überraschend ein.

Wer eine deutsche Stellung in seiner Nachbarschaft hatte, war besonders gefährdet, da sie das Feuer auf sich zog.

Makaberer Weise richtete die Wehrmacht im Turm der Leichenhalle des Südfriedhofs eine Beobachtung- und Feuerleitstelle ein, die ebenfalls Beschuß auf sich zog. Aus diesem Grund konnten dort keine Beerdigungen mehr durchgeführt werden.

Immerhin kündigten die Belagerer durch Flugblätter und Lautsprecherdurchsagen an, zu bestimmten Zeiten am Morgen den Beschuß einzustellen. Diese Gefechtspausen hielten sowohl die Amerikaner als auch die deutschen Truppen weitgehend ein. Wenigstens konnten die Bürger in dieser Zeit wichtige Besorgungen machen.

Der lange Aufenthalt in den Bunkern wurde für die Menschen immer unerträglicher, so kam es vor, daß einige die Schutzräume vorzeitig verließen. Zum einen unterschätzten sie die Gefahr, zum anderen kündigte sich der Frühling an. Es wurde draußen immer wärmer und angenehmer und man mußte sich nicht in der stickigen Bunkerluft aufhalten.


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